Der erste Akt kann original gespielt werden, in der bestmöglichen, da echten Kulisse. Es gibt somit kein vorne und hinten, ebenso wenig ein oben und unten der Bühne. Es wird
alles, wie im Libretto vorgesehen, am vom Komponisten vorgegebenen Ort gespielt. Der Chor erscheint im Stück zu einer «Konzertprobe» und muss somit nicht explizit inszeniert werden. Am Schluss
des ersten Aktes begeben sich die Choristen auf die freien Plätze der Kirche und singen im Publikum das Finale des ersten Aktes mit Scarpia.
Anstatt in seinen Gemächern des Justizpalastes den zum Verhör bestellten Maler zu befragen, wird Scarpia für den zweiten Akt nochmals in die Kirche gehen, um Indizien zu finden,
die Cavaradossi an der Mittäterschaft zu Angelottis Flucht belasten. Er lässt den Künstler vorführen, macht mit ihm eine Tatortbegehung und verhört ihn in der Kirche. Floria Tosca, die bei einer
Probe mit dem Chor in der Sakristei zu hören ist, kommt später dazu. Die Folterknechte quälen Cavaradossi in einem Nebenraum. Wenn später alle Darsteller die Kirche verlassen haben, ist es dem
Polizeipräfekten Scarpia ein besonderes Vergnügen, Tosca in der Kirche «davanti la Madonna» zu bedrängen. Die aus Notwehr von Tosca vollführte Tötung Scarpias erhält in der Kirche nochmals ein
ganz anderes Gewicht.
Nicht wie im Stück original im Gefängnis, gewährt man dem frommen Künstler Cavaradossi zu Beginn des dritten Aktes die Beichte in der Kirche abzulegen. Er wird von zwei
Polizisten in Handschellen zum Beichtstuhl geführt. Der «Hirte» im Stück ist in dieser Interpretation ein Ministrant, der die Kirche zur Messe und zum Kirchenkonzert vorbereitet. Die Beichte
lehnt der Maler dankend ab, erbittet sich jedoch von einem Polizisten ein Blatt Papier, um Tosca ein paar Abschiedsworte zu schreiben. Das daran anschliessende grosse Duett mit Tosca ist im
Hauptschiff der Kirche für die Zuschauer besonders eindrücklich, da die grossen Emotionen der beiden Charaktere so ganz authentisch zu erleben sind. Die anschliessende, nur zum Schein
arrangierte, Exekution wurde von Scarpia hinter der Kirche angeordnet. Somit wird Cavaradossis lebloser Körper nach der «missratenen Schein-Hinrichtung» in die Kirche geschleift. Nachdem Tosca
von Spoletta für die Tötung an Scarpia gestellt wird, enteilt sie in die Sakristei, wo man nur noch einen Schuss hört.